Frühjahrsversammlung des Historischen Vereins für den Niederrhein in Düsseldorf-Kaiserswerth am 08. Mai 1999

Vielleicht wegen der Nachbarschaft zu den rheinischen Großstädten war die Frühjahrsversammlung des Vereins in dem heutigen Düsseldorfer Stadtteil Kaiserswerth besonders gut besucht. Es mag zusätzlich hinzugekommen sein, dass das Naheliegende oft unbeachtet bleibt und sich nun die Gelegenheit bot, etwas Versäumtes nachzuholen. Die Veranstaltung fand im Suitbertus-Haus statt, das bei der Basilika liegt, wodurch längere Fußmärsche bei den üblichen Führungen von vorne herein ausgeschlossen waren. Natürlich konnte der Namenspatron von Kirche und Stadt, der angelsächsische Missionar Suitbert, nicht übergangen werden. Doch stand dieses Mal sein Gefährte und sein angeblicher Nachfolger, der heilige Willeicus, im Mittelpunkt eines Vortrags von Prof. Dr. Norbert Henrichs. Das Haupt des hl. Willeicus war 1393 bei der Öffnung des Schreins des hl. Suitbertus entnommen und Herzog Wilhelm für die Düsseldorfer Stiftskirche übergeben worden. Da das Material im Mittelalter über Suitbertus nur dürftig war, – er wird kurz in der Kirchengeschichte des Beda Venerabilis von 735 erwähnt – erfand am Ende des 15. Jahrhunderts vermutlich der Vizedekan Dirk Pauw aus Gorkum eine Heiligenvita, die er als Werk eines sonst nirgends bezeugten Marcellinus, eines Schülers des Heiligen, ausgab. In ihr wird mehrfach der Presbyter Willeicus genannt, der seit der Schreinsöffnung Ende des 14. Jahrhunderts als real existent empfunden wurde.

Nach dem Mittagessen in der Gaststätte „Im Ritter“ besichtigten die Teilnehmer unter Führung von Prof. Dr. N. Nussbaum – Dortmund und Prof. Dr. S. Knopp – Bonn die Basilika und den Schrein des hl. Suitbertus. Letzterer ist im 13./14. Jahrhundert entstanden. Somit liegen zwischen dessen Beginn und Vollendung etwa hundert Jahre. Die sich im Laufe der Zeit verändernden Kunststile lassen sich deutlich erkennen. Der erst vor kurzem restaurierte Schrein, der aus nächster Nähe zu betrachten war, faszinierte die Teilnehmer durch seine hohe künstlerische Qualität. Anschließend besuchte eine Gruppe das soeben wieder zugänglich gemachte romanische Kanonikerhaus, das die Pfarre u. a. als Archiv nutzt und das den Eindruck einer ansehnlichen Wohnanlage für einen Stiftsherrn vor 800 Jahren vermittelt. Eine andere Gruppe wurde von dem Leiter des Kaiserswerther Museums W. Mayer geführt, der dort das Kaiserswerther Stadtmodell erklärte und die Dokumentation „1300 Jahre Kaiserswerth“ erläuterte.

 

Wolfgang Löhr

Mönchengladbach

zur Übersicht