Bericht über die Frühjahrsversammlung in Kamp-Lintfort am 9.6.2018

An der diesjährigen Frühjahrsversammlung, die erstmals in der Vereinsgeschichte in die ehemalige Zisterzienserabtei Kamp führte (zuvor war der historisch für den Niederrhein so bedeutsame Ort, an dem sich seit wenigen Jahren ein geistliches und kulturelles Zentrum befindet, lediglich Ziel einiger Exkursionen gewesen) nahmen knapp 50 Vereinsmitglieder und Interessierte teil.

Der Vereinsvorsitzender Dr. Norbert Schloßmacher eröffnete die Versammlung im Rokokosaal der Abtei. Er begrüßte die Teilnehmer, dankte der Klosterverwaltung für die Gastfreundschaft und insbesondere der stellvertretenden Vorsitzenden Frau Dr. Gisela Fleckenstein für die Organisation der Tagung. Nach dem Gedenken der im vergangenen Jahr verstorbenen Vereinsmitglieder erstattete der Schatzmeister Dr. Ulrich Helbach den Kassenbericht. Nach Verlesung der Stellungnahme der Kassenprüfer, die anschließend wiedergewählt wurden, wurde der Vorstand entlastet. Der Vorsitzender dankte im Namen seiner Kolleginnen und Kollegen für das entgegengebrachte Vertrauen und informierte über verschiedene Interna (zwölf neue Mitglieder seit letztem Bericht, Herbsttagung 2018 in Frechen in Kooperation mit dem Verein für Rheinische Kirchengeschichte e.V., Sonderpublikation kurkölnische Residenzen von Prof. Militzer, Frühjahrstagung 2019 in Köln).

Im ersten Vortrag gab Frau Jenny Wenner M.A. nach einer kurzen Einführung in die zisterziensische Ordensgeschichte einen Überblick zur Historie des Kamper Klosters. Frau Wenner legte den Schwerpunkt ihrer Ausführungen auf die mittelalterliche Zeit bis zur Auflösung der Institution zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Die 1123 gegründete, erste Niederlassung des Ordens im deutschsprachigem Gebiet stand – im Gegensatz zu der dem Orden sonst eigenen Exemtion von der Zuständigkeit des jeweiligen Diözesanbischofs – anfänglich unter der Jurisdiktion des Kölner Erzbischofs, genoss aber von Beginn an völlige wirtschaftliche Eigenständigkeit. Filiationen wurden bereits ab 1129 begründet. In Köln wurde ein Studienhaus eingerichtet. Die zwischen dem 13. und 15. Jahrhundert durch vorbildliche Disziplin ausgezeichnete Abtei, die seit dem 14. Jahrhundert durchaus zu Reichtum gekommen war, besaß umfangreiche Reliquiensammlungen und kunsthistorische Schätze wie die 1312 entstandene „Kamper Bibel“ (heute Stiftung Preußischer Kulturbesitz). Die im 15. Jahrhundert von der „devotio moderna“ beeinflusste Gemeinschaft überstand die Zeit der konfessionellen Auseinandersetzungen im 16. Jahrhundert vergleichsweise unbeschadet und nahm erst in den Kriegen der 1580er und 1670er Jahre Schaden, so dass der Konvent für einige Jahrzehnte ausziehen musste und im Anschluss jene Neubauten erforderlich wurden, die noch heute das äußere Erscheinungsbild der Anlage bestimmen.  Im 18. Jahrhundert wurde das Kloster zum Versammlungsort gebildeter, von aufklärerischen Ideen beeinflusster Mönche. Die Referentin schloss ihren Vortrag mit Erläuterungen zu den 1990 wiedereröffneten barocken Terrassengärten, deren Gestaltung auf Basis intensiver Quellenforschungen durchgeführt worden ist.

Bernhard Kames, Ingenieur bei der Linksniederrheinischen Entwässerungs-Genossenschaft aus Kamp-Lintfort, trug als zweiter Referent über die Fossa Eugeniana vor, einer aus politischen und militärischen Gründen initiierten Schifffahrtsverbindung zwischen Rhein und Maas. Dabei stellte er insbesondere die technikgeschichtliche Bedeutung des 1626 begonnenen und neben dem Nordkanal (1806) zweiten großen Kanalprojekts dieser Art in den Vordergrund und zeigte anhand von Bildbeispielen, auch Luftaufnahmen, die heutigen landschaftlichen Relikten. Die Bauarbeiten stellten eine außerordentliche logistische Leistung dar. Zeitweise waren 8.000 Personen an 70 Teilabschnitten parallel beschäftigt. Nach sehr zügigem Beginn wurden die Arbeiten jedoch wegen des spanisch-niederländischen Krieges 1629 vorläufig eingestellt und dann nach Vollendung einer Kanallänge von 50 km in der Zeit nach dem Westfälischen Frieden nicht mehr weiterverfolgt.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen im Restaurant vor Ort schloss sich eine kurzweilige Führung durch die Abteikirche inklusive des oberen Teils der Terrassen sowie durch das Museum mit Schatzkammer an. Die Tagung klang im „Spendencafé“ (im ehemaligen Refektorium) und im Klostergarten bei sommerlich angenehmen Temperaturen mit Gesprächen unter den Teilnehmern aus.

Olaf Richter, Krefeld

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